Plattenkritik: Arliston – Disappointment Machine (Sob Story Records)Disappointed, once more Disillusioned, encore
21.2.2025 • Sounds – Text: Jan-Peter Wulf
Spoiler alert: Nur anhören, wenn es extrem moody werden soll. Es wird recht trübe.
Hunde sind Liebesmaschinen, schrieb Michel Houellebecq mal. Sie geben ihren Menschen, ungeachtet dessen, was für Arschlöcher sie sein mögen, wie wenig sie sonst Zuspruch erhalten, genau das: Liebe. Was aber sind Enttäuschungsmaschinen? Im Sinne Houellebecqs wohl metaphorische Beschreibungen eines Etwas, das wiederholt, systematisch, Enttäuschungen (re)produziert. Da fallen einem in diesen Tagen freilich viele Dinge ein. Beim britischen Indie-Duo Arliston, das sein Debütalbum euphorisch „Disappointment Machine“ genannt hat, soll laut Waschzettel der ganz große Klassiker für künstlerische Schöpfung seine Maschine angeworfen haben, man ahnt es schon, die nicht erwiderte Zuneigung. Raus kommt dann ein durchweg elegisches, melancholisches, hauchendes, verletztes, kurz mal sich Aufbäumendes und dann sich wieder einigelndes Werk. Viel Klavier, viel Moll. Wäre es ein Film, es würde recht viel regnen. Es ist echt eine Maschine: Du machst sie an und bist enttäuscht. Nicht von der Musik, die ist okay, besonders Fans von Iron und Wine, Fleet Foxes oder Bon Iver kommen mit ihr sicher gut klar. Eher von so ziemlich allem anderen, mit dem wir uns gerade beschäftigen, von dem wir uns etwas versprochen haben. Fühlte sich ein Jahr des 21. Jahrhunderts bisher so wenig nach Zukunft an wie dieses?
Aber vielleicht schlummert gerade eben in der Enttäuschung der Keim für einen neuen Aufbruch. Nämlich in der Ent-täuschung, dem Verschwinden des Scheins, der Freilegung des Blicks auf das nackte Tatsächliche: Es ist wirklich scheiße. Kann man ja erstmal so festhalten.